Glyphosat könnte auch mit dem rätselhaften chronischen Botulismus zu tun haben

Das Pflanzengift Glyphosat gelangt offenbar umfassender in die Nahrungskette und damit in den Körper von Mensch und Tier als bislang bekannt. Das haben Untersuchungen des Instituts für Bakteriologie und Mykologie an der Universität Leipzig ergeben. Die Tierärzte um Professor Monika Krüger fanden bei Rindern in ganz Deutschland Glyphosat im Urin. Später wurde das Herbizid bei Landwirten nachgewiesen und jetzt auch bei Menschen, die nichts mit Landwirtschaft zu tun haben. Die Leipziger Tierärzte stellten auch bei sich selbst Glyphosat im Körper fest, wenn auch in geringeren Konzentrationen als bei den Rindern. Die neuen Untersuchungen lassen die Leipziger Forscher vermuten, dass Glyphosat auch mit dem rätselhaften chronischen Botulismus zu tun haben könnte, einer Vergiftung, die schon Tausende Rinder verenden ließ und möglicherweise auch Menschen gefährdet. Denn der Studie zufolge tötet Glyphosat gesundheitsförderne Bakterien wie Lactobazillen und Bifidobakterien ab und bringt so das Gleichgewicht im Magen-Darm-Trakt durcheinander. Die Wissenschaftler stellen die These auf, dass die Vergiftung mit Glyphosat auch krank machenden Keimen wie dem gefährlichen Botulismuserreger den Weg ebnen kann. Das sind Bakterien, die normalerweise Menschen mit gesunder Magen-Darm-Flora nichts anhaben können. Bei Rindern wird der gefährliche Botulismuskeim von vielen Wissenschaftlern für verheerende Folgen verantwortlich gemacht.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin ist zuständig für Gesundheitsrisiken, die durch Pestizidrückstände in Futter- und Lebensmitteln entstehen können. Auf FAKT-Nachfrage teilte es mit, dass negative Auswirkungen von Glyphosat auf Bakterien nicht bekannt seien. Das Bundesamt erklärte zudem, es sei erwartbar, dass das Herbizid auch in Menschen nachgewiesen werde. Wenn die gesetzlich festgelegten Höchstgehalte in Lebensmitteln nicht überschritten werden, sei das Auftreten solcher Rückstände möglich, gleichwohl aber gesundheitlich unbedenklich. Der US-Konzern Monsanto, der Glyphosat einst auf den Markt brachte, weist sämtliche gesundheitlichen Bedenken zurück. In einer schriftlichen Erklärung heißt es, Glyphosat sei umfassend untersucht und als sicher eingestuft worden. Die Chemikalie sei für Pflanzen tödlich, weil sie einen Stoffwechselweg unterbreche, den Mensch und Tier nicht hätten. Deshalb sei eine Gefährdung von Mensch und Tier unwahrscheinlich.

Quelle:FAKT, 14.08.2012
http://www.mdr.de/fakt/glyphosat100.html