Die schlechte Fangbilanz macht den Fischern auf dem Zürichsee schwer zu schaffen

Seit rund zwei Wochen fährt Adrian Gerny, Präsident der Zürcher Berufsfischer, nur noch zwei- bis dreimal auf den Zürichsee. «Wenn nur etwa zehn Fische im Netz hängen bleiben, lohnt es sich nicht, rauszufahren», sagt Gerny von der Fischerei A. Gerny in Wollishofen. Damit könne er keine Löhne zahlen. Auch die Auslage seines Fischladens kann er damit nicht füllen. «Berufskollegen von anderen Schweizer Seen helfen mir mit ihren Fischen aus», sagt Gerny. Sofortmassnahmen zur Verbesserung der Situation gebe es für die Fischer keine. «Schliesslich kann man nicht mit dem Finger schnippen und dann sind die Fische wieder da», sagt er. Die Fischereiverwaltung sei nun gefragt, die Ursache für den geringen Felchenertrag zu eruieren. «Der Zürichsee ist ein sehr komplexes Ökosystem. Es gibt viele Möglichkeiten, warum der Felchenbestand zurückgegangen ist», sagt Gerny, der sich nicht zu Spekulationen hinreissen lassen möchte.

Schlechte Erträge fährt auch Fritz Hulliger von der Fischerei Hulliger in Stäfa ein. «Wir sind immer am Kämpfen, das ist traurig», sagt er. Zwar würden die Fischer auch mit der Aufzucht der Tiere helfen; wenn es keine älteren Fische gebe, sei jedoch auch kein Laich vorhanden. Er führt einen weiteren Faktor ins Feld, der zu dem für die Berufsfischer existenzbedrohenden Rückgang der Fischbestände geführt habe: die Kormorane. «Die Vögel haben sich massiv vermehrt und fressen einen grossen Teil der Fischbestände», sagt Hulliger. Zudem ärgert sich Hulliger über die Verwaltung: «Oft heisst es, wir würden nur jammern, doch wir sind wirklich am Kämpfen und versuchen alles, um lohnende Erträge zu erzielen.» Eine Patentlösung hat Hulliger jedoch nicht. Grossen Kunden musste er bereits absagen.

Dass die Verwaltung nun auch noch die Nachhilfe in der Hechtaufzucht einstellen möchte, dafür hat Hulliger kein Verständnis. Das, was funktioniere, werde dann auch noch zerstört, findet Hulliger. «Bisher sieht es noch schlechter aus als letztes Jahr», sagt Arthur Wespe von der Fischerei Wespe in Schmerikon. Die Fangerträge zum Saisonbeginn seien schlecht, sodass man vermehrt auf Berufskollegen von anderen Schweizer Seen angewiesen sei. «Wir wüssten auch gerne, woran es liegt», sagt Wespe. Er kaufe hauptsächlich Fisch vom Vierwaldstättersee ein. Die Erträge dort seien momentan einiges besser als am Zürich- und Obersee.

«Ein paar Felchen, ein paar Eglis, ab und zu mal einen Zander. Und Schwalen – davon gibt es genug», sagt Wespe. So sehe derzeit die Fangbilanz aus – zu wenig, um das Angebot ohne Zukäufe decken zu können. «Zum Glück besitzen wir eigene Verarbeitungsräume», sagt er. «Andere Berufskollegen am See müssen hohe Mieten zahlen.» Die fehlenden Erträge aus der Fischerei stellten aber auch ohne zusätzliche Mietausgaben eine grosse wirtschaftliche Belastung dar.

Auch bei den Laichfängen stellt Wespe Unregelmässigkeiten fest. «Wir ziehen jetzt noch unreife Hechte aus dem Wasser, dabei sollten diese ihr Laichgeschäft längst abgeschlossen haben.» Bei den Winterlaichern Felchen, Saibling und Albeli verkürze sich wiederum die Entwicklungszeit durch die milden Winter. Somit schlüpften sie viel zu früh und fänden fast keine Nahrung im See. (Zürichsee-Zeitung)

Quelle: Zürichsee Zeitung, 12.06.2017
http://www.zsz.ch/meilen/fischer-sind-ratlos-wegen-schlechter-fangzahle…